Aus den Kliniken


Wie funktioniert Pflegeforschung?

Kooperation zwischen Krankenpflegeschule und Psychologischem Institut


Auf ihrem Stundenplan stehen die Betreuung und Pflege von Patienten; im theoretischen Unterricht lernen sie Anatomie, Hygiene, Krankenpflege oder Krankheitslehre. Seit kurzem beschäftigen sich die angehenden Krankenschwestern und Pfleger des Klinikums auch mit Statistik und Pflegeforschung. Möglich macht dies ein neues Kooperationsprojekt zwischen der Krankenpflegeschule und dem Psychologischen Institut der Universität Heidelberg. Die Zusammenarbeit bringt den Pflegeschülern wissenschaftliches Arbeiten nahe und verschafft den angehenden Psychologen Einblicke in den Pflegealltag.


Pflegesch¸ler und Psychologie-Studenten besch?ftigen sich gemeinsam mit Pflegeforschung.

Das gemeinsame Projekt lief im Frühjahr erfolgreich an. Die Veranstaltungen fanden außerhalb des regulären Lehrbetriebs statt und der Besuch war freiwillig. Die Teilnehmer erlernten zunächst das notwendige Forschungs-Handwerkzeug, z. B. Formulierung einer Forschungsfrage, Erstellung eines Fragebogens, Befragungstechnik, Auswertung und Präsentation von Ergebnissen. Außerdem beschäftigten sie sich mit rechtlichen und ethischen Aspekten von Forschung. Danach wurde die Theorie in die Praxis umgesetzt: So ermittelte eine Gruppe den Kenntnisstand von Passanten zur Gesundheitsreform und ging der Frage nach, ob dieser Wissensstand Einfluss auf die jeweilige Meinung zur Reform hat. 200 Passanten im Raum Heidelberg, Stuttgart, Erfurt und Düsseldorf wurden dazu befragt.

Die Gesundheitsreform wurde von knapp der Hälfte der Befragten als „schlecht“ oder „sehr schlecht“ bewertet. 44% beurteilten sie als mittelmäßig. Gesetzlich Versicherte bewerteten sie dabei geringfügig schlechter. Alter oder Geschlecht der Befragten hatten keinen bedeutsamen Einfluss auf die Bewertung. Der Wissensstand der Befragten war insgesamt besser als erwartet. Personen, die eher von den Reformen betroffen sind (Ältere und gesetzlich Versicherte hatten hier einen Wissensvorsprung. Die ursprüngliche Annahme, dass der Kenntnisstand mit der Bewertung in Beziehung steht, bestätigte sich nicht: Gut informierte Personen bewerten die Reform genauso (also eher schlecht) wie wenig informierte Personen.

Die Projektteilnehmer befassten sich auch mit den Themen „Gewalt in der Pflege“ und „Umsetzung der Pflegeleitziele im Klinikum“. „Die Auszubildenden haben ihre Scheu gegenüber der Wissenschaft verloren. Sie wissen nun, wie Pflegeforschung betrieben wird und können Forschungsergebnisse besser bewerten“, berichtet Michael Huber, Lehrer der Pflegeschule. Die erworbenen Kenntnisse helfen den Auszubildenden auch im Hinblick auf die Möglichkeit, ein pflegebezogenes Studium (z.B. Pflegemanagement, Pflegepädagogik) anzuschließen. „Das neue Ausbildungsgesetz für Pflegeberufe verlangt, Pflegeforschung verstärkt in den Unterrichtsplan aufzunehmen. Unser Kooperationsprojekt eignet sich dazu besonders.“

Initiatoren des Projektes sind von Seiten der Krankenpflegeschule die Pflegepädagogin Sigrid Albers, die Pflegelehrer Bärbel Müller und Michael Huber sowie Bernd Reuschenbach vom Psychologischen Institut. Mit dem Projekt bewirbt sich die Krankenpflegeschule für den Förderpreis der Robert-Bosch-Stiftung, der in diesem Jahr unter dem Motto „Gemeinsam lernen und handeln“ steht.


Weitere Informationen bei Sigrid Albers, Tel.: 56 55 67 oder im
Internet unter www.pflegeforschung.net.



In einer gut besuchten Veranstaltung präsentierten die Projektteilnehmer ihre Ergebnisse.
Im Anschluss diskutierten die Teilnehmer, Mitschüler und Kommilitonen, Vertreter von
Pflegedienst- und Stationsleitungen und andere Zuhörer lebhaft die dargestellten Projekte.



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